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Das Wasser geht, der Schlamm bleibt

(Mainpost, 03.06.2013)

360 Tage im Jahr plätschert im Roßbachgraben ein kleines Rinnsal dahin – die meiste Zeit mit wenig, bisweilen auch mit etwas mehr Wasser gefüllt. Unvorstellbar, was am Samstag frühmorgens passierte: Innerhalb weniger Stunden hatte wolkenbruchartiger Regen dieses kleine Rinnsal in einen reißenden Strom verwandelt. Eine Flutwelle, die viel Ackererde mitgeschwemmt hatte, richtete am 1. Juni 2013 beträchtliche Schäden in Mellrichstadt an. Betroffen davon waren hauptsächlich die Roßbachstraße, die Sondheimer Straße mit dem BayWa-Kreisel, die Kreisberufsschule, der städtische Sportplatz sowie das Mellrichstädter Hallen-Freibad. Bürgermeister Eberhard Streit geht von einer Schadenssumme zwischen 100 000 und 200 000 Euro aus.

Noch am Sonntag hatte das Stadtoberhaupt – eben erst von einer Kurzreise zurückgekehrt – mit einer Kommission die Schäden begutachtet. Besonders getroffen hat es unter anderem das Mellrichstädter Sportbad. Es wird bis einschließlich Freitag, 7. Juni, wegen Überschwemmungsschäden geschlossen bleiben, teilt die Stadtverwaltung mit. Wie sich inzwischen herausstellte, sagte Streit auf Nachfrage dieser Zeitung, sind nicht nur die Pumpen defekt, auch die elektrischen Anlagen sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem müssen Keller- wie auch Technikräume von Bergen von Schlamm gereinigt werden. Schlimm sieht es auch im Innen- und den Außenbecken des Sportbads aus – das Wasser ist eine trübe brackige Brühe.

Bademeister Wolfgang Fritz hat mit seiner Mannschaft nun alle Hände voll zu tun, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Einen Schritt weiter gingen beim Rundgang durch das Freibad schon stellvertretender Bürgermeister Thomas Dietz und Bauhofleiter Manfred Schreiner, die sich Gedanken über mögliche Schutzmaßnahmen vor Hochwasser machten. Bürgermeister Streit jedenfalls hofft auf Gelder aus entsprechenden Versicherungen, die zur Deckung der Schäden beitragen könnten.

An den Straßen und vor allen Flurwegen seien die Schäden durch das Hochwasser enorm, ziehen erhebliche Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten nach sich. Beispielhaft für die Zerstörungskraft des Wassers nannte der Stadtchef die Flurstraße am Klippergraben entlang, die total weggespült wurde und neu aufgebaut werden muss. Ist dieses Hochwasser ein einmaliges Wetterphänomen? Am 1. Juni zumindest insoweit, dass die Wassermassen wohl örtlich begrenzt am Roten Berg zwischen Mellrichstadt und Hendungen niedergingen und Flutwellen in beide Richtungen auslösten.

Eigeninitiative zeigte noch am Sonntag der TSV Mellrichstadt: Mitglieder befreiten die Aschenbahn und den Hartplatz des Malbachstadions grob von einer dicken Schlammschicht, die die Flutwelle mitgerissen hatte. Heiko Hain (Abteilungsleiter Fußball) hatte gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Wolfgang Pfeiffer einen kurzfristigen Aufruf über verschiedene Kommunikationswege gestartet. Mehr als 20 Personen waren dem Aufruf gefolgt und hatten mit Schaufeln und schwerem Gefährt weite Teile der Schlammschicht abgetragen. Pfeiffer, der selbst Hand anlegte, freute sich sehr über den Zuspruch. Seiner Meinung nach befindet sich der Rasen des Sportplatzes nach der Überschwemmung „in relativ gutem Zustand“, beim Abfluss des Wassers habe die Drainage „gut gearbeitet“, so Pfeiffers Eindruck.

Gleichwohl die Bilder an der kreiseigenen Berufsschule dramatisch wirkten, hält sich nach Auskunft von Kreisbaumeister Herbert Bötsch der materielle Schaden an der Einrichtung in Grenzen. Vor allem das Lager der Malerinnung im Nebengebäude wurde in Mitleidenschaft gezogen, sämtliches Inventar und Mobiliar ging dabei verloren, ebenso wie einige Gesellenstücke. Komplett geflutet war auch der Heizungskeller im Hauptgebäude. Bötsch denkt aber, dass die Anlage nach einer Reparatur wieder in Gang gesetzt werden kann. Geringeren Ausmaßes seien auch die Schäden an Kreisstraßen. Nur an einigen Stellen, etwa bei Mühlfeld, gebe es kleinere Ausspülungen. Mit Material von Tobias Griebel und Eckhard Heise

Helfer beim Hochwasser

Ausnahmezustand am Samstag: Die Feuerwehr und das THW kämpften gemeinsam mit Mitarbeitern des städtischen Bauhofs schon am frühen Morgen gegen die Wassermassen. Mit etwa 40 Mann war die Feuerwehr Mellrichstadt am Samstag von 5.30 bis 19.30 Uhr im Dauereinsatz, berichtet Kommandant Michael Mühlfeld. Es mussten Keller ausgepumpt, Straßen gereinigt und ein umgestürzter Baum beseitigt werden. Als wichtigste Aufgabe bezeichnete der Kommandant den Einsatz am Hochbehälter am Reuthof, der gegen das Eindringen von Regenwasser geschützt werden musste. Das Technische Hilfswerk war am Katastrophentag 1. Juni 2013 mit 21 Kräften zur Stelle, die um 7 Uhr alarmiert wurden und bis gegen 22.30 Uhr im Einsatz waren, heißt es vonseiten des THW. Drei Tauchpumpen kamen zum Einsatz. 15 Tonnen Sand, die kurzfristig in der Sandgrube Streck-Eisenmann geordert wurden, sind mit Unterstützung der Oberstreuer Feuerwehr in Sandsäcke gefüllt worden. So sind mehr als 1000 Säcke als Barriere gegen die Wasserfluten „produziert“ worden.