Presse

Vernissage der Malerinnung „Farbe mal ganz anders“
im Bürgerhaus Mellrichstadt 2015

(Rhön- und Streubote 31.01.2015)

Auszubildende zeigen „Farbe mal ganz anders“

Besondere Ausstellung im Mellrichstädter Bürgerhaus eröffnet – Handwerk soll wieder mehr Wertschätzung erfahren

Mellrichstadt. (gb) Eine besondere Ausstellung findet man derzeit im Bürgerhaus in Mellrichstadt. Abschlussschüler der Maler- und Lackiererinnung Rhön-Grabfeld zeigen mit selbst geschaffenen Bildern „Farbe mal ganz anders“. Am vergangenen Donnerstagabend eröffnete Innungsobermeister Stefan Neuhöfer mit einer Vernissage die Ausstellung.

Besonders begrüßte er dabei Bürgermeister Eberhard Streit, die Künstlerin Marthy Steller-Vrolyk aus Bad Kissingen, Fachlehrer Wolfgang Hippeli, der den erkrankten Schulleiter Kurt Haßfurter vertrat, die Ausbilderin Stefanie Köhler-Beck, die beiden Stellvertreter von Landrat Habermann, Josef Demar und Hans-Peter Suckfüll, und natürlich die wichtigsten Gäste, die Maler-Auszubildenden des 3. Lehrjahres der Berufsschule Mellrichstadt. Hier stünden sie im Mittelpunkt, hätten die Möglichkeit, ihre Werke und ihre Kreativität zu zeigen, so Neuhöfer.
Jeder konnte sich mit unterschiedlichen Farben und Materialien austoben und mancher war überrascht, was er zustande brachte. Farbe bedeute eben mehr, als nur eine Wand zu streichen. Mit den fünf „Maler-M's“ – Maler machen mehr als manche meinen – übergab Neuhöfer das Wort an den Musiker Stefan Schael, der mit angenehmer Stimme die musikalische Begleitung des Abends übernommen hatte.
Dass gleich zwei Vertreter des Landrates da waren, wertete Bürgermeister Streit in seinem Grußwort als Zeichen, dass der Landkreis der Aktion Stellenwert beimaß. Gedanken habe er sich gemacht zum Thema Malerberuf und Kunst im Allgemeinen. Ihm sei es schwer gefallen, die Grenze vom Maler-Handwerker zum Maler-Künstler zu entdecken. Ist es nur dann Kunst, wenn Farbe Fantasiebilder hervorbringt? Ist nicht auch exakte Geografie eines Fensters mit förmlicher Ausgestaltung Kunst?
Er habe sich auch gefragt, ob eine Differenzierung Künstler/Handwerker angebracht sei. Dabei dachte er an Wolfgang Hippeli, der mit den Künstlern in Mellrichstadt z. B. den Zunftbaum oder vergrößerte Faschingsorden als Dekoration geschaffen habe. Der Maler als Künstler habe ein besonderes Image, der Maler als Handwerker eben nicht. Obwohl er vom Herrichten des Untergrunds bis zur Auswahl und zum Mischen der Farbe vielleicht noch viel mehr wissen muss als der Künstler.
Streit freute sich deshalb besonders über die aktuelle Ausstellung, wenn das Motto als Verbindendes verstanden werde. Die Ausstellungsstücke zeigten deutlich, dass beides – Handwerk und Kunst – sehr nahe beieinander liegen. Dazu noch die Kombination im Beruf mit dem fundierten Fachwissen. Streit wünschte sich, dass diese Ausstellung dazu beitrage, Wertschätzung und Image des Maler-Berufs ins rechte Licht zu rücken.
Künstlerin Marthy Steller-Vrolyk freute sich über das Interesse an der Ausstellung. Als Innungsobermeister Neuhöfer sie im vorigen Jahr erstmalig gefragt habe, ob sie mit jungen Menschen im Kunstverein kreativ arbeiten möchte, hatte sie Bedenken, dass Jungs in der Altersklasse zwischen 16 und 18 Jahren, noch dazu 15 auf einmal, sehr schwierig sein könnten. Sehr schnell waren aber ihre gemischten Gefühle verflogen, die Jungs entpuppten sich als motivierte junge Künstler. Es wurden wunderbare Kunstwerke geschaffen. Großes Lob richtete sie an Stefan Neuhöfer, der sich für die Schüler und die Malerinnung so sehr einsetze.
Josef Demar übermittelte einen besonderen Gruß und Dank des Landrates an die Auszubildenden und an die Unternehmerschaft. Er stellte es als etwas Besonderes heraus, wenn sich die Unternehmer Zeit für die überbetriebliche Ausbildung und auch Geld dafür in die Hand nehmen. Bei den Werken der Auszubildenden merke er, dass Herzblut darin stecke. Für die Zeit nach der Gesellenprüfung in wenigen Wochen forderte er die Azubis auf: „Bleibt dem Handwerk, dem Malerberuf treu!“ In zehn Jahren seien sie vielleicht gefordert, in die Fußstapfen der Unternehmer zu treten.
Abschließend dankte Stefan Neuhöfer den Lehrlingen. „Man sieht, ihr könnt 'was, habt großes Selbstvertrauen, habt Wertschätzung bekommen. Jeder ist seines Glückes Schmied. Macht 'was draus!“ Neuhöfer sieht es als großes Problem, dass es zu wenige Schüler in den Malerklassen gibt. Dabei ist es ein vielseitiger Beruf, in dem mit Farbe, Struktur, Putz, Gefühl und Emotionen gearbeitet werden kann. Erfreulich war für ihn die Nachricht von Kreisbaumeister Bötsch, der ihm fest zugesichert hat, dass die Malerinnung ihre überbetriebliche Ausbildung weiterhin in Mellrichstadt abhalten kann.
Alexander Galloway, einer der jungen Künstler, meinte auf die Frage, wie ein Bild zustande kommt: „Der erste Strich entscheidet, was es werden soll.“ Die Ausstellung ist noch bis 26. Februar von Montag bis Freitag – außer am Mittwoch – jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr im Bürgerhaus am Mellrichstädter Marktplatz zu sehen.

Die jungen Künstler, allesamt Auszubildende der Maler-Abschlussklasse, stellten sich gemeinsam mit Innungsobermeister Stefan Neuhöfer (hinten Mitte) und Künstlerin Marthy Steller-Vrolyk einem Erinnerungsfoto. Foto: Gbureck

Vielfältige Werke sind in der Ausstellung „Farbe mal ganz anders“ zu sehen. Foto: Gbureck